266
verteidigt, die der Stadt Gastfreundschaft genossen hatten. Von Haus zu
Haus springend, in der Hausflur die Gewehre ladend und auf den Feind
aus gedeckter Stellung feuernd, verkauften sie jeden Fuß breit Boden und
jeder sein Leben teuer. Als die Heinrichstadt von ihnen geräumt war,
wütete der Kampf in der Altstadt weiter. In den verschiedenen Straßen
derselben wurde Mann gegen Mann gerungen. Besonders blutig gings
auf der Roten Brücke, bei der Schwarzfarbe und in den: von der Sankt
Wolfgangskapelle zur Bergkirche führenden Hohlwege her.
Inzwischen war die französische Kavallerie von der Hofer Straße aus
mitten durch die Stadt über den Markt durch die Kobischgasse (jetzt Bahn-
hofstraße) nach der Holzmühle zu gezogen, um den linken Flügel der Ver-
bündeten anzugreifen oder zu umgehen. Ein überaus blutiger Empfang
wurde ihr von den auf der Höhe zwischen Öttersdorf und Löhma auf-
gestellten sächsischen Dragonern bereitet. Den Karabiner schußfertig an der
Backe erwarten sie die unter den: Befehl des Prinzen Murat anstürmenden
feindlichen Reiter. Auf 60 Schritte geben sie Feuer. Furchtbare Wirkung!
Der Feind geht zurück. Die sächsischen Dragoner mit geschwungenem Säbel
ihm nach, zwingen ihn, standzuhalten und zu kämpfen. Manch einer
von den Franzosen fiel unter den wuchtigen Streichen der sächsischen Reiter,
bei denen es überdies üblich war, den Hieb von unten herauf nachzuziehen
und den einmal Getroffenen vollends unschädlich zu machen. Es wird er-
zählt , daß Murat, der tollkühn als erster die Löhmaer Höhe erstürmt
hatte, von den Sachsen beinahe gefangen genommen worden wäre. Ein
Dragonerwachtmeister war den: Pferde des Prinzen bereits in die Zügel
gefallen. Der hart Bedrängte haut mit seinem Säbel den Sachsen quer
iibers Gesicht. Blutüberströmt und unfähig, aus einem Auge zu sehen,
wohl auch zun: Tode erschrocken, läßt der die Zügel los. Der Prinz
sprengt davon und ist gerettet. Schon nahen auch weitere französische
Infanterie- und Artillerieregimenter, deren Schnellfeuer und Kartätschen-
feuer furchtbare Verwüstung unter der sächsischen und der inzwischen her-
zugekommenen preußischen Kavallerie anrichtet. Ein sächsisches Regiment,
dessen Reiter rote Röcke mit schwarzen Aufschlügen hatten und vom Sieben-
jährigen Kriege her den Beinamen die „Fleischhacker" trugen, focht mit
Löwenmut und wich nur der schier erdrückenden Übermacht, hielt aber bis
zum nächsten Morgen dicht hinter Öttersdorf stand. In diesen: mörderischen
Feuer fiel der wackere sächsische Oberst von Hochheimer. Man trug den
zum Tode Getroffenen in das Pfarrhaus zu Öttersdorf. Dort verstarb
er bald im Arme des Pfarrers Walz. Fürst Heinrich Lxii. ließ ihm
später ein würdiges Grabdenkmal errichten.
Länger als die Kavallerie und Artillerie blieb die Infanterie beider
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (200): [T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig]]
Extrahierte Personennamen: Murat Walz Heinrich_Lxii Heinrich
306
aktes begann die Artillerie vom Morgen des 17. an mit der größten
Heftigkeit zu spielen und überschüttete die feindliche Stellung auch die
ganze Nacht zum 18. hindurch bis vormittags 10 Uhr mit ihren Ge-
schossen. Stündlich mußte jetzt der Feind ans einen Sturm gefaßt
sein und hatte demselben auch mit Tagesanbruch entgegen gesehen und
seine Anordnungen danach getroffen. Als aber um diese Stunde das
Erwartete nicht erfolgte, zog er seine Verstärkungen zurück und ließ
in den Schanzen nur die regelmäßige Besatzung, die zum Teil noch
beim Beginne des Sturmes in den Verbindungsgräben war, um dort
gedeckter zu sein.
Da kein Truppenteil freiwillig dem andern die Ehre des ersten
Angriffs gönnen wollte, so hatte das Los entscheiden müssen; daher
finden wir die Sturmkolonnen zusammengesetzt aus Kompanieen aller
Regimenter. In der Nacht hatten die Brigaden bereits die angewiesenen
Stellungen eingenommen, hatten sich auf den Boden hingestreckt und
horchten in der Erwartung des großen Augenblicks auf den rollenden
Donner der Kanonen. In dem breiten dritten Laufgraben, 140 m vor
den Schanzen, lagen die Sturmkolonnen mit ihren Gerätschaften und
brannten vor Begierde, die feindlichen Schanzen zu nehmen.
Der Morgen des 18. bricht an; immer näher rückt die entscheidende
Stunde. Es steigert sich die Glut und die Aufregung der todesmutigen
Männer; die Pulse schlagen schneller, und während der Soldat sein
Gewehr fester umklammert und auf den tröstenden Zuspruch der Geist-
lichen hört, schweifen seine Gedanken noch einmal zurück nach der Heimat.
Da, horch! vom Spitzberge her ertönt ein schmetterndes Hornsignal,
im Augenblicke wiederholt es sich auf der ganzen Linie, und während
mit einem Male das Feuer der Kanonen verstummt, brechen mit lautem
Hurra und unter der Musik von vier Regimentern die Sturmkolonnen
im Laufschritte aus dem Laufgraben hervor.
Ohne einen Schuß zu thun, gehen die Schützenlinien eine größere
Strecke vor, dann werfen sie sich zur Erde und beginnen ihr wohl-
gezieltes Feuer gegen alles, was sich auf den Schanzen zeigt. Unter
diesem Schutze gehen die Sturmkolonnen so schnell als möglich, mit-
einander wetteifernd, ohne eine Kugel im Laufe auf die feindlichen
Werke los. Jeder Soldat ist nur darauf bedacht, der erste auf der
Schanze zu sein und das preußische Banner dort aufzupflanzen. Der
Feind, im ersten Augenblicke überrascht, besetzt in Eile seine Werke.
Das Knattern des Gewehrfeuers beginnt auf der ganzen Linie, und
gleich darauf speien die schweren 84-Pfünder ihre Kartätschenladungen
gegen die Angreifer. Dunkle Flecken ans dem Erdboden bezeichnen die
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
315
Es waren die ersten Infanteristen, welche sich hier retteten.
Alle Wagen überfüllt, ans den Dächern, an den Handhaben
hängend, mit halbem Leibe in der Lnft, ans den Trittbrettern,
einige mit voller Rüstung, einige halb nackt, Verwundete keine.
Hier zog ein neues Bild der Verwirrung vorüber und
kreuzte den Unglücksstrom auf der Heerstrasse. Wir liessen
den Balken fallen und sprangen seitwärts. Wie die wilde Jagd
eilten die Reiter der Stadt zu und passierten diese ohne Aufent-
halt. Um 5 Uhr versiegte der Strom der Kavallerie. Nach
einer Pause kam Fuhrwerk. Ich habe 4 bis 5 Protzen gesehen,
alle vollständig bespannt, aber ohne (Jeschütze. Dann polterte
ein zerbrochener Munitionskarren, mit Turkos bepackt, näher,
hinter ihm kam ein Bauernwagen, mit Bettzeug und allerlei
Habseligkeiten bepackt, ohne Besitzer. Ein Zuave leitete die
Pferde, zwei grässlich verstümmelte Turkos lagen oben quer
über, ein Haufe unbewaffneter Soldaten aller Art klammerte
sich oben an. Nun kam Infanterie, etwa um halb sechs Uhr,
aber noch immer kein Offizier. Alsdann erschienen im dichten
Schwarme Kanzleikarren, die Wagen von drei Brigadegeneralen,
das Archiv einer Truppendivision, 4 bis 5 leere Munitionskarren,
sodann allerlei Ambulanzwagen, aber mit Gesunden bedeckt.
Auf einem Karren lagen drei Tote, während ein paar jämmerlich
zugerichtete Turkos im Gewükle mit jener stumpfen Ergebung
einhergingen, welche diese Wüstensöhne in Wahrheit auszeichnet.
Dann kamen verschiedene Marketenderwagen inmitten einer
grossen Truppe Infanterie. Die Infanteristen hatten alle ihr
Gepäck weggeworfen, viele ihre Gewehre, viele gingen im
Hemde, die meisten hatten von allem nur etliche Brotlaibe
an einen Säbel gespiefst über die Schulter.
Um halb sieben Uhr kam ein geordneter Trupp Kürassiere
unter Befehl eines Kapitäns mit zwei Unteroffizieren, etwa
40 Mann stark. Sie waren fast alle ordentlich gerüstet und
kamen im Schritt an. Von 4 bis 7 Uhr zog ein aufgelöster
Schwarm Menschen vorüber, ganz mit sich selbst und ihrem
elenden Leben beschäftigt, im ganzen Zuge bloss 40 Mann ge-
ordnet, im ganzen wohl 8- bis 10 000 Mann, verhältnismässig
wenige Verwundete und bloss 3 bis 4 Kavallerie-, 2 Artillerie-
und etwa 8 Infanterie-Offiziere im ganzen Schwarme. Eine
solche Zerrüttung weist das Jahr 1866 nicht auf.
Fröschweiler Chronik.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
294
er infolge seines Temperaments in allen Schlachten zu lebhaft, zu
unruhig war. Wenn die Truppen ihre Befehle hatten, fo konnte er die
Ausführung kaum erwarten, und alle Bewegungen schienen ihm zu lang-
sam. Die Reiterei war feine Lieblingswaffe. Seine Kriegsführung
zeigt überall denselben Charakter des Eifers und der Kühnheit, immer
dringt er, keine Gefahr kennend, entschlossen auf den Feind.
Von feinem Gleichmute in Gefechten, von feiner Todesverachtung
werden viele Züge erzählt. Im größten Kugelregen bei Ligny rauchte
er gelassen feine Pfeife, die er an der brennenden Lunte des nächsten
Kanoniers angezündet hatte. Diese Unerschrockenheit bedurfte nicht der
Spannung, die das Schlachtfeld in der Seele zuweilen erst erweckt. Aus
dem Schlafe aufgerüttelt, um die Meldung zu vernehmen, daß Napoleon
eine neue, ebenso unerwartete als kühne Bewegung ausführe, antwortete
Blücher gähnend: „Da kann er die schönsten Schmiere kriegen," gab die
nötigen Befehle und drehte sich gelassen zum weiteren Schlafe auf die
andere Seite. Durch solche Art, zu fein und die Dinge zu nehmen,
hatte Blücher eine unwiderstehliche Wirkung auf das Volk; der gemeine
Mann war ihm überall, wo er sich zeigte, sogleich zugethan; selbst in
Frankreich fühlte das Volk eine Art Vorliebe zu ihm. Insbesondere war
ihm die Gabe eigen, mit den Soldaten umzugehen, sie zu ermuntern,
anzufeuern; mit dem Schlage weniger Worte, wie sie ihm der Augenblick
eingab, durchzuckte er die rohesten Gemüter. Ebenso glücklich trafen
oft seine Scherzworte, z. B. wenn er einem Bataillon Pommern, das
beim Eindringen in Frankreich viel gelitten hatte und in fast düsterer
Haltung einherzog, tröstend zurief: „Nun, Kinder, sollt ihr auch so lange
in Frankreich bleiben, bis ihr Französisch könnt." Am Tage vor seinem
Marsche nach Waterloo hatte Blücher an den Folgen eines Sturzes
vom Pferde im Bette zubringen müssen, und als er unmittelbar
aus dem Bette wieder aufs Pferd wollte, um mit seinen Truppen zur
neuen Schlacht auszurücken, war man für den übel zugerichteten Greis
nicht ohne Sorgen. Der Wundarzt wollte ihn zu guter Letzt einreiben;
Blücher aber versetzte, als er die Anstalten sah: „Ach was noch erst
schmieren! Laßt nur sein; ob ich heute balsamiert oder nnbalsamiert
in die andere Welt gehe, wird ans eins herauskommen." Er erhob sich,
ließ sich ankleiden und setzte sich wohlgemut zu Pferde, obgleich ihn
bei jeder Bewegung die gequetschten Glieder schmerzten. Als er sah,
wie stark es geregnet hatte, und daß es noch immer fortregnen
werde, sagte er: „Das sind unsere Verbündeten von der Katzbach, da
sparen wir dem Könige wieder viel Pulver." Aber der Weg wurde
immer schlimmer, und es wollte in dem durchweichten Boden gar nicht
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Blücher
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Frankreich
320
14v. Brief Bismarcks an seine Gemahlin.
Vendresse, 3. September 1870.
Mein liebes Herz!
Vorgestern vor Tagesgrauen verließ ich mein hiesiges Quartier,
kehre heute zurück und habe in der Zwischenzeit die große Schlacht
von Sedan am 1. erlebt, in der wir gegen 30 000 Gefangene machten und
den Rest der französischen Armee, der wir seit Bar-le-Duc nachjagten,
in die Festung warfen, wo sie sich mit dem Kaiser kriegsgefangen er-
geben mußte. Gestern früh 5 Uhr, nachdem ich bis 1 Uhr früh mit
Moltke und den französischen Generalen über die abzuschließende
Kapitulation verhandelt hatte, weckte mich der General Reille, den ich
kenne, um mir zu sagen, daß Napoleon mich zu sprechen wünschte.
Ich ritt ungewaschen und ungefrühstückt gegen Sedan, fand den Kaiser
im offenen Wagen mit 3 Adjutanten und 3 zu Pferde daneben ans
der Landstraße vor Sedan haltend. Ich saß ab, grüßte ihn ebenso
höflich wie in Paris und fragte nach seinen Befehlen. Er wünschte
den König zu sehen; ich sagte ihm der Wahrheit gemäß, daß Se. Maj.
3 Meilen davon, an dem Orte, wo ich jetzt schreibe, sein Quartier
habe. Ans Napoleons Frage, wohin er sich begeben solle, bot ich ihm,
da ich der Gegend unkundig, mein Quartier in Donchery an, einem
kleinen Orte in der Nähe dicht bei Sedan; er nahm es an und fuhr,
von seinen sechs Franzosen, von mir und von Karl, der mir inzwischen
nachgeritten war, geleitet, durch den einsamen Morgen nach unserer
Seite zu. Vor dem Orte wurde es ihm leid, wegen der möglichen
Menschenmenge, und er fragte mich, ob er in einem einsamen Arbeiter-
hause am Wege absteigen könne; ich ließ es besehen durch Karl, der
meldete, es sei ärmlich und unrein. Napoleon und ich stiegen eine
gebrechliche enge Stiege hinauf. In einer Kammer von 10 Fuß Ge-
vierte mit einem fichtenen Tische und zwei Binsenstühlen saßen wir
eine Stunde, die anderen unten. Ein gewaltiger Gegensatz mit unserm
letzten Beisammensein in Paris! Unsere Unterhaltung war schwierig,
wenn ich nicht Dinge berühren wollte, die den von Gottes gewaltiger
Hand Niedergeworfenen schmerzlich berühren mußten. Ich hatte durch
Karl Offiziere aus der Stadt holen und Moltke bitten lassen, zu
kommen. Wir schickten dann einen der ersteren aus und entdeckten
eine halbe Meile davon ein kleines Schloß mit Park. Dorthin ge-
leitete ich ihn mit einer inzwischen herangeholten Eskorte vom Leib-
Kürassier-Regimente, und dort schlossen wir mit dem französischen
Obergeneral Wimpffen die Kapitulation, vermöge deren 40- bis 60 000
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleons Karl Karl Karl Karl Napoleon Karl Karl Wimpffen
Extrahierte Ortsnamen: Bismarcks Sedan Sedan Sedan Paris Donchery Sedan Paris Gottes
369
Kapernaum, „das bis an den Himmel erhoben war", von Chorazin
und Bethsaida ist keine Spur zu finden.
Die Wälder und Weingärten sind von den Hügeln verschwunden,
Palmen-, Feigen- und Olivenbäume stehen nur noch vereinzelt umher;
die Balsamstaude, welche vormals die feinsandigen, kiesreichen Ufer
des Sees umgrünte, findet sich nirgends mehr, und statt jener Hunderte
von Fahrzeugen zieht jetzt ein einziges Boot mit weißem Segel von
Zeit zu Zeit seine Furche durch den Spiegel des stillen Gewässers, um
von dem östlichen Gestade Holz nach Tiberias herüberzuholen.
Bäßler.
164. Kronprinz Friedrich Wilhelm in Jerusalem.
Als der Suezkanal nach zehnjähriger Arbeit vollendet war, sollte
er am 16. November 1869 in Gegenwart hoher Gäste feierlich eröffnet
werden. Der Vizekönig von Ägypten hatte sich entschlossen, die vor-
nehmsten und willkommensten Gäste selbst zum Feste einzuladen. So
überbrachte er auch dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm persönlich die
Einladung, Suez zu besuchen, nach Berlin. Und der Kronprinz nahm
sie um so lieber an, als ihm die Reise nach Ägypten die längst er-
wünschte Gelegenheit bot, auch Palästina zu besuchen und die geweihten
Stätten zu betreten, von welchen ans das Licht des Heils sich über
die Welt ergossen hat. Rechtzeitig verließ der Kronprinz Deutschland,
um noch vor Einweihung des Suezkanals mit Muße Palästina bereisen
zu können.
In Jaffa angelangt, wurde der hohe Reisende von einer Abteilung
Kavallerie nach Jerusalem geleitet. Eine nicht unfreundliche Straße
führt von dem alten Hafenplatz zur Heiligen Stadt. Der Weg ist besät
mit größeren und kleineren Ortschaften, deren manche geschichtliche Er-
innerungen aufzuweisen haben. In einem Thale unweit von Jerusalem
übernachtete der Kronprinz unter einem Zelte. Bei Morgengrauen
setzte er die Reise fort. Die Straße steigt hier bald zu einem Hügel
hinan, bald senkt sie sich wieder ins Thal. Abermals folgen Berg und
Thal, — in diesem soll David gegen Goliath gekämpft haben — bis
plötzlich eine mächtige Kirche mit fünf Kuppeln und dahinter der Öl-
berg sichtbar werden. Noch sieht man aber Jerusalem selbst nicht.
Man durchreitet eine bewohnte Gegend zwischen kleinen Häusern mit
den flachen orientalischen Dächern — bei ist man schon an der Ring-
mauer angelangt. Das Jaffathor ist offen; man steht ans heiligem
Boden.
Der Einzug des Kronprinzen ging freilich nicht so einfach von
B. V. R. 24
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm David David
Extrahierte Ortsnamen: Kapernaum Bethsaida Tiberias Jerusalem Suez Berlin Deutschland Palästina Jaffa Jerusalem Jerusalem Jerusalem
263
Köstritz auf den Markt gesprengt mit dem Ausrufe: „Die Franzosen
kommen!" Im Nu hatte diese Schreckenskunde die ganze Stadt durch-
drungen. Der Markt verschwand wie vom Sturme hinweggefegt. Die
Verkäufer boten schnell unter der Hälfte des Preises ihre Waren aus, und
als auch da sich kein Käufer mehr fand, packten sie schnell den Überrest
zusammen oder warfen ihn weg und eilten in wildester Flucht nach allen
Seiten hinaus, um aus abgelegenen Wegen ihre Wohnorte zu erreichen.
Das zu Markte gebrachte Vieh wurde sämtlich herrenlos. Man ließ es
laufen. Gleichzeitig mit dem Marktverkehr verschwanden die Buden, und
bald waren Markt und Straßen so leer, als sei die ganze Stadt ansgestorben.
Die ersten Franzosen, zwei weiße Husaren, denen bald weitere folgten,
jagten im Fluge durch die Stadt, der fliehenden preußischen Bagage nach,
welche am Tage vorher in Gera angekommen war und hier die Nacht
über Rast gemacht hatte. Sie erreichten dieselbe aus der Tinzer Straße,
hieben den Pferden die Stränge durch, stachen nieder, was sich ihnen
widersetzte und erbeuteten so 200 Wagen nebst 6oo Pferden. Die übrigen
entkamen. Die gefangenen Preußen und Sachsen, 70 Mann, wurden in
die St. Salvatorkirche gesperrt.
Nunmehr rückten ununterbrochen französische Truppen ein, die sich
selbst Quartier machten. Kein Haus, selbst nicht das kleinste, hatte
weniger als 2o Mann, in größeren lagen 5o, ja 100 und mehr. So-
bald die Stadt gefüllt war, marschierten die Nachfolgenden weiter und
bildeten ein Lager längs der Straße nach Tinz und Langenberg. Schon
während des Einmarsches und unmittelbar nach demselben begannen die
Plünderungen. Ein Augenzeuge berichtet darüber: „Gleich einer tobenden
Wasserflut brachen die Franzosen über Gera herein. Über alle Gassen
und Straßen strömten sie wie die Unsinnigen einher. Was sie antrafen,
wurde ausgeplündert; was sie nicht mit fortbringen konnten, wurde zer-
schlagen oder zu Schanden gemacht. Ein Attila und ein Tamerlan können
mit ihren Horden nicht mehr Unglück angerichtet und Thränen ausgepreßt
haben als dieser unbändige Soldatenschwarm."
Um 5 Uhr nachmittags traf Napoleon selbst in Gera ein, von seinen
Truppen mit begeistertem Zuruf empfangen. Vom Galgenberge ans, den
er mit Kanonen besetzen ließ, unterwarf er die Gegend einer sorgfältigen
Prüfung und nahm dann im fürstlichen Palais (jetzt Biermanns Waren-
haus) Quartier. Generale von glänzendem Ruhm und bewährter Tapfer-
keit befanden sich in seinem Gefolge, so Berthier, Prinz Murat, Bernadotte,
Davoust u. a. Mit ihnen hielt er Kriegsrat und kehrte, nachdem er über
die preußische Armee sichere Erkundigungen eingezogen hatte, um 6 Uhr in
sein Hauptquartier nach Auma zurück. —
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Attila Napoleon Berthier Murat Bernadotte Davoust
Extrahierte Ortsnamen: Gera Sachsen Langenberg Gera Gera
264
Die Zahl der in und um Gera liegenden Truppen wird auf 60 bis
70 000 Mann geschätzt. Hatte unter diesen während der Anwesenheit des
Kaisers noch einigermaßen Manneszucht geherrscht, so lösten sich nach dessen
Weggang alle Bande der Ordnung. Ungestüm drangen sie in die Häuser
ein und raubten Geld, Uhren, Wertsachen, Kleider, Wäsche, Lebensmittel.
Alle Bäcker- und Fleischerladen wurden geleert. „Bonaparte bezahlt,"
riesen die wilden Krieger hohnlachend, wenn jemand Bezahlung verlangte.
In Branntwein- und Materialgeschäften drangen sie in die Keller, warfen
die Fässer vom Lager, schlugen die Boden ein; was sie nicht brauchen
konnten, ließen sie in die Keller laufen, daß alles durcheinanderschwamm. —
Schlimmer noch als in der Stadt trieben es die Unholde auf den Dörfern.
Hier hausten sie wie in Feindesland. Kein Alter, kein Geschlecht, kein
Stand, keine Armut schützte vor Mißhandlung. Glücklich waren die zu preisen,
die sich noch rechtzeitig in die Wälder geflüchtet hatten. Alles Vieh, groß und
klein, wurde weggenommen. Das Schlachten der Tiere machte wenig Mühe;
man hackte sie buchstäblich bei lebendigem Leibe entzwei. Kochgeschirre, Kessel,
Ofenblasen, Betten, Möbel, Holz, Thüren, Thore, Wagen, Ackerpflüge, kurz
alles, was nicht niet- und nagelfest war, wurde ins Lager geschleppt. —
Am 12. Oktober in aller Frühe zogen die Franzosen in der Richtung
nach Naumburg ab. Beim Aufbruche beschenkten sie die Stadtbewohner,
welche sich in das Lager hinausgewagt hatten, mit dem, was sie tags zuvor
zusammengeraubt hatten, mit Kleidern, Betten, Kochgeräten, Fleisch, Butter.
Aber die Freude der Beschenkten währte nicht lang. Denn bald erschienen
neue Truppenmassen und nahmen ihnen alles wieder ab. Mit mehr als
100 000 Mann rückte Napoleon am 12. Oktober in Gera ein, und es
wiederholten sich noch einmal alle die Szenen des Schreckens in verstärktem
Maße, besonders auf dem Lande, wo Schandthaten der abscheulichsten Art
verübt wurden, die zu schildern die Feder sich sträubt. Daß diese Krieger,
denen nichts heilig war als der Ruhm ihres abgöttisch verehrten Kaisers,
auch vor den Gotteshäusern nicht Halt machten, ist nur natürlich. Die
Tiuzer, Dornaer und Schwaaraer Kirche wurden erbrochen und ausgeraubt.
Mit Bangen sah die Bevölkerung von Stadt und Land dem nächsten Tage
entgegen; hatte sich doch das Gerücht verbreitet, daß an demselben eine
allgemeine Plünderung beabsichtigt sei. Glücklicherweise traf diese Be-
fürchtung nicht ein, aber immerhin war der Herrschaft Gera ein Schaden
erwachsen, der auf 11/2 Millionen Mark geschützt wird. Am Morgen des
13. Oktober rückten die Franzosen in Eilmärschen nach Jena ab, der Ent-
scheidungsschlacht entgegen, durch welche Preußen an den Rand des Ver-
derbens gebracht und für unser ganzes Vaterland die Zeit tiefster Er-
niedrigung herbeigeführt wurde. Lonitz.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Gera Lonitz
Extrahierte Ortsnamen: Gera Branntwein- Naumburg Gera Eilmärschen Jena
317
139. Der Brief -es Königs von Preußen.
Der Königin Äugn st a in Berlin.
Vendresse, südl. Sedan, 2. Septbr. 1870.
Du kennst nun durch meine Telegramme den ganzen Umfang des
großen geschichtlichen Ereignisses, das sich zugetragen hat. Es ist wie
ein Traum, selbst wenn man es Stunde für Stunde hat abrollen sehen.
Wenn ich mir denke, daß nach einem großen glücklichen Kriege
ich während meiner Regierung nichts Ruhmreicheres mehr erwarten
konnte, und ich nun diesen weltgeschichtlichen Akt erfolgt sehe, so beuge
ich mich vor Gott, der allein mich, mein Heer, meine Mitverbündeten
ausersehen hat, das Geschehene zu vollbringen, und uns zu Werkzeugen
Seines Willens bestellt hat. Nur in diesem Sinne vermag ich das Werk
aufzufassen, um in Demut Gottes Führung und Seine Gnade zu preisen.
Nun folge ein Bild der Schlacht und deren Folgen in gedrängter
Kürze.
Die Armee war am Abende des 31. August und am 1. September
früh in den vorgeschriebenen Stellungen angelangt, rund um Sedan.
Die Bayern hatten den linken Flügel bei Bazeilles an der Maas,
daneben die Sachsen gegen Moncelle und Daigny, die Garde gegen
Givonne noch im Anmarsche, das 5. und 11. Korps gegen St. Manges
und Flaginaux. Da hier die Maas einen scharfen Bogen macht, so
war von St. Manges bis Donchery kein Korps aufgestellt, in diesem
Orte aber Württemberger, die zugleich den Rücken gegen Ausfälle von
Meziöres deckten; Kavalleriedivision Graf Stolberg in der Ebene
von Donchery als rechter Flügel, in der Front gegen Sedan der Rest
der Bayern.
Der Kampf begann trotz dichten Nebels bei Bazeilles schon früh
am Morgen, und es entspann sich nach und nach ein sehr heftiges Ge-
fecht, wobei Haus für Haus genommen werden mußte, was fast den
ganzen Tag dauerte, und in welches die Erfurter Division Schüler
(aus der Reserve, 4. Korps) eingreifen mußte. Als ich um 8 Uhr
aus der Front vor Sedan eintraf, begann die große Batterie gerade
ihr Feuer gegen die Festungswerke. Auf allen Punkten entspann sich
nun ein heftiger Geschützkampf, der stundenlang währte, und während
dessen von unserer Seite nach und nach Terrain gewonnen wurde. Die
genannten Dörfer wurden genommen.
Sehr tief eingeschnittene Schluchten mit Wäldern erschwerten das
Vordringen der Infanterie und begünstigten die Verteidigung. Die
Dörfer Jlly und Floing wurden genommen, und zog sich allmählich
der Feuerkreis immer enger um Sedan zusammen. Es war ein
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen]]
TM Hauptwörter (200): [T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Septbr August Graf_Stolberg Donchery
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Sedan Gottes Sedan Sachsen Donchery Sedan Bayern Sedan Sedan
318
grandioser Anblick von unserer Stellung ans einer dominierenden Höhe
hinter jener genannten Batterie, rechts vom Dorfe Frenois vorwärts,
oberhalb Pont Torcy. Der heftige Widerstand des Feindes fing all-
mählich an nachzulassen, was wir aus den aufgelösten Bataillonen
erkennen konnten, die eiligst aus den Wäldern und Dörfern zurück-
liefen. Die Kavallerie suchte einige Bataillone unseres 5. Korps an-
zugreifen, die vortreffliche Haltung bewahrten. Die Kavallerie jagte
durch die Bataillonszwischenräume durch, kehrte dann um und auf
demselben Wege zurück, was sich dreimal von verschiedenen Regimentern
wiederholte, so daß das Feld mit Leichen und Pferden besäet war, was
wir alles von unserem Standpunkte genau mit ansehen konnten. Ich
habe die Nummer dieses braven Regiments nicht erfahren können.
Da sich der Rückzug des Feindes auf vielen Stellen in Flucht
auflöste und alles, Infanterie, Kavallerie und Artillerie, in die Stadt
und nächste Umgebungen sich zusammendrängte, aber noch immer keine
Andeutung sich zeigte, daß der Feind sich durch Kapitulation aus dieser
verzweifelten Lage zu ziehen beabsichtigte, so blieb nichts übrig, als
durch die genannte Batterie die Stadt bombardieren zu lassen. Da es
nach 20 Minuten ungefähr an mehreren Stellen bereits brannte, was
mit den vielen brennenden Dörfern im ganzen Schlachtkreise einen er-
schütternden Eindruck machte, so ließ ich das Feuer schweigen und
sandte den Oberstleutnant v. Bronsart vom Generalstabe als Parla-
mentär mit weißer Fahne ab, der Armee und Festung die Kapitulation
antragend. Ihm begegnete bereits ein bayerischer Offizier, der mir
meldete, daß ein französischer Parlamentär mit weißer Fahne am Thore
sich gemeldet habe. Der Oberstleutnant von Bronsart wurde ein-
gelassen, und auf seine Frage nach dem General 6n ches wurde er
unerwartet vor den Kaiser geführt, der ihm sofort einen Brief an mich
übergeben wollte. Da der Kaiser fragte, was für Aufträge er habe,
und zur Antwort erhielt, Armee und Festung zur Übergabe aufzufordern,
erwiderte er, daß er sich dieserhalb an den General von Wimpffen zu
wenden habe, der für den blessierten Mac Mahon soeben das Kommando
übernommen habe, und daß er nunmehr seinen Generaladjutanten Reille
mit dem Briefe an mich absenden werde. Es war 7 Uhr, als Reille
und Bronsart zu mir kamen; letzterer kam etwas voraus, und durch
ihn erst erfuhren wir mit Bestimmtheit, daß der Kaiser anwesend sei.
Du kannst dir den Eindruck denken, den es auf mich vor allen und
auf alle machte. Reille sprang vom Pferde und übergab mir den
Brief seines Kaisers, hinzufügend, daß er sonst keine Aufträge habe.
Noch ehe ich den Brief öffnete, sagte ich ihm: „Aber ich verlange als
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]